“Menschen bilden das Lebensumfeld, Gebäude das Dekor”

Die Planung und Verwirklichung eines Lebendraumes ist ein komplexer Prozess, der tiefgreifende räumliche Konsequenzen hat. Dana Ponec und Katja de Winter vom Büro Ponec De Winter befassen sich täglich mit dieser Arbeit. Dabei geht es nicht nur um Masterpläne, Konzepte und Objekte, sondern auch darum, was das eigentlich Wesentliche ist: sich an einem Ort wohl zu fühlen.

Menschen bilden das Lebensumfeld, Gebäude das Dekor

Dana Ponec und Katja De Winter
Raumplaner - Ponec De Winter

Gemeinsame Sprache

"Ein nachhaltiges Lebensumfeld zu schaffen, ist viel mehr als nur diese Umgebung zu gestalten und zu bebauen. sagt Ponec. "Das Gebäude und der Raum zwischen den Gebäuden bilden die Kulisse für das tägliche Leben. In einem Lebensumfeld kommen soziale, kulturhistorische, räumliche, technologische und ökologische Aspekte zusammen. Die Kunst besteht darin, Wertschöpfung aus diesem Zusammenspiel zu gewinnen. De Winter: „Wir decken die Fragestellungen bei komplexen Projekten auf und ermitteln die räumlichen Folgen aller Interessen und Randbedingungen. So können wir alle Ebenen eines Projektes in einem Zusammenhang aufzeigen. Anschließend können wir uns mit einer gemeinsamen Sprache und einer gemeinsamen Vision an die Arbeit machen.“

Obwohl jedes Projekt selbstverständlich einzigartig ist – abhängig vom Ort, der Anfrage, der Gemeinschaft – gibt es allgemeine Werte, die stets bestimmend für den Erfolg sind, meint Ponec: „Jeder möchte sich in seinem Lebensraum „senang“ fühlen. Dieser Wert ist der Kern. Das hat mit dem menschlichen Maßstab zu tun, wie die Lebensumgebung sich Ihnen zeigt. Sie müssen dazu eine Beziehung aufbauen können, die Umgebung muss erkennbar und sicher sein und sowohl geplante als auch ungeplante Begegnungen ermöglichen.“

Flexible Wohnumgebungen

Auch das Wohlbefinden der Bewohner bestimmt das Nachdenken über die Zukunft bebauter Umgebungen. Ponec: „Selbstverständlich wenden wir vertraute Bauverfahren und neue Bautechniken an. Technik ist jedoch austauschbar. Die Aufgabe geht darüber hinaus und lautet: Wie erschafft man Wohnumgebungen, die sich mit der Zeit mitentwickeln, die so flexibel sind, dass sie ohne Wertverlust angepasst werden können? Die Entwicklung einer nachhaltigen Wohnumgebung besteht nicht darin, Punkte in einer Liste abzuhaken. Und das ist es, was oft geschieht: Durch die Komplexität von Projekten werden gerade diese allgemeinen Werte vernachlässigt und die Beteiligten haben nur ein Auge für Masterpläne und Excel-Arbeitsblätter. Wir errichten keine Gebäude, sondern ermöglichen ein angenehmeres Leben. Dieses tägliche Leben ist das Ziel, nicht die bebaute Umgebung selbst.

Flexible Wohnumgebungen

Kollektivität

Führt diese Vision zu einem anderen als dem üblichen Ansatz? Ja, auf jeden Fall da, wo es die „Anflugroute“ betrifft. Kollektivität ist dabei ein Schlüsselwort, sagt De Winter: „Wir planen in und mit der Gemeinschaft. Wir verbinden Interessen. Gemeinsam kann man die beste Lösung finden.“ Ponce: „Wir suchen stets nach dem weißen Raben, doch man braucht Menschen die das können, zusammenarbeiten. Wenn wir den weißen Raben nicht finden, wenn das Gespür für das Ziel nicht da ist, ist die Chance groß, dass wir aufgeben.“

Ein derartiger Ansatz erfordert eine flexible Haltung von den Raumplanern und die Fähigkeit, die Kraft der Kooperation zu mobilisieren, woran es vielen Architekten fehlt. „Und genau das ist es, was uns anspornt!“, sagt Ponec. „Gemeinsam mit Menschen an einer Wohnumgebung arbeiten. Das heißt mitdenken, mitarbeiten und, falls erforderlich, mitkämpfen. Wir betreiben kein Hit & Run, sondern bringen Raum, Zeit, Menschen und Geld zusammen.“

Kollektivität