EGIDE MEERTENS
Architekt - Egide Meertens Plus Architecten

Der Bau eines charaktervollen Gebäudes ist wie das Musizieren in einem Orchester

Ein Architekt ist Planer und Berater, Boxer und „Verbinder“. Er spielt eine wesentliche Rolle im Bereich bebauter Umgebungen. „Manchmal muss man ein Sturkopf sein“, sagt Egide Meertens, „wenn man sich aber auch mitbewegt, schafft man mehr. Andere Visionen und praktische Hindernisse stellen die Basis dar, um darauf aufzubauen.“

Boxen für Ideen

Egide Meertens ist ein Fachmann durch und durch, jedoch nicht der hochmütige Typ, dem man hin und wieder in der Branche begegnet. Vielmehr ist er ein Pragmatiker: „Der Bau eines charaktervollen Gebäudes ist wie das Musizieren in einem Orchester. Egal, wie virtuos ich auf meinem „Instrument“ spiele – wenn ich nicht gut mit den anderen zusammenspiele, wird die Sinfonie nie gut klingen. Ich bin einer der vielen Spieler in einem Bauprojekt. Ich habe den nötigen Mut, um für meine Ideen zu „boxen“, aber letztendlich ist es die Interaktion zwischen den Spielern, die die Qualität bestimmt.“

Lebensqualität und erleben

Meertens fühlt sich verantwortlich als Gestalter der bebauten Umgebung: „Unsere Lebensweise ändert sich, Grundstücke werden knapper, Bauen wird teurer. Ich finde, dass wir die Landschaft nicht weiter zerstückeln sollten. Wir müssen Wohnkerne verdichten und verstärken, ohne dass dies die Lebensqualität beeinträchtigt. Das ist eine enorme Aufgabe für die Branche, vor allem weil das Wesen der Lebensqualität das „Erleben“ ist. Wie ermöglichen wir dies, wenn wir kompakter bauen werden? Für mich lauten die Kernwörter: Standort, Benutzer, Eigenart und Material aus der Region. Ich möchte immer so planen und bauen, dass es zum Ort passt. Das ist die Garantie für Lebensqualität und das Erleben. Die ultimative Belohnung für meine Arbeit erhalte ich, wenn ein Bauherr oder Bewohner sagt: Hier fühle ich mich zu Hause, hier bin ich gern.“

Lebensqualität und erleben

Garantie für Lebensdauer

Meertens ist sich seiner Rolle im Bauprozess stets bewusst: „Städteplaner legen die Schwerpunkte fest. Wenn ich der Ansicht bin, dass falsche Akzente gesetzt wurden und ich dafür Argumente vorbringen kann, kann ich meistens die anderen von meiner Meinung überzeugen. Das ist oft ein Kampf, macht aber ein Projekt auch stärker. Ich will keine unbeschränkte Carte Blanche.“

Die Kunst besteht darin, Gebäude zu verwirklichen, die sich mit dem Zeitgeist mitbewegen. Wie bringt man aber ein Gebäude zustande, das sowohl in den Kontext passt als auch die Möglichkeit des Erlebens bietet, die Anforderungen der Zeit erfüllt und Flexibilität im Hinblick auf die Zukunft garantiert? „Man muss stets die Möglichkeit bieten, einem Gebäude den eigenen Stempel aufzudrücken. Ein Architekt bietet die Rahmenbedingungen an: Lauflinien, Sichtlinien, Materialverwendung, passend zur Umgebung. Der Bewohner kann dann seine eigene Identität einbringen. Das ist die beste Garantie für Langlebigkeit.“

Kreativer Kursbestimmer

Zusammenarbeit und Interaktion sind zwar wichtig, um die Qualität eines Projekts zu erhöhen, die Persönlichkeit des Architekten und seine Ideen sind jedoch mitbestimmend bei der Ausführung. Diese Persönlichkeit muss man „fokussieren“.​​​​​​ Dabei kommt es nach Ansicht von Meertens darauf an, seine eigene Arbeit kritisch zu bewerten und konstruktiv am Bauverfahren, das ein Gruppenprozess ist, teilzunehmen. „Ich befasse mich tagtäglich mit Architektur. Ich „speichere“ alles, bewusst oder unbewusst. Schauen, zuhören, aufsaugen. Jeder Produktionsprozess hat Begrenzungen, aber indem man kommuniziert, Visionen verbindet und kooperiert, kann man sie eliminieren.“