Bezirk Paspoel Anders: 192 Apartments (BE)

Paspoel ist der Name eines Weilers im Verwaltungsbezirk Tongeren, der nach 1950 ein sprunghaftes Bevölkerungswachstum erlebte In den vergangenen Jahrzehnten plante die soziale Wohnungsbaugesellschaft Woonzo hier diverse – mittlerweile veraltete – Wohnblöcke, die in den vergangenen Jahren nach und nach abgerissen und durch Neubauten ersetzt wurden.

Mehr Grün und Erlebnis für Paspoel Anders

 „Die Jury lobte unseren Entwurf aufgrund der Machbarkeit, der Wohnqualität und der durchdachten Planung. Wir wollten buchstäblich mehr ebenerdige Vordertüren und so für ein besseres Erlebnis sorgen“, erklärt Frank Provoost, Seniorarchitekt im Londoner Architekturbüro S333 Architecture + Urbanism in diesem Interview (erschienen in der Fachzeitschrift Dimension).

Das Projekt der sozialen Wohnungsbaugesellschaft Woonzo führte zu einer öffentlichen Ausschreibung durch den damaligen Flämischen Baumeister. Es umfasste den Abbruch der drei bestehenden Hochhäuser und den Bau von drei neuen achtstöckigen Gebäuden sowie drei weiteren Blöcken mit drei bis fünf Stockwerken. Insgesamt sollten dadurch 192 Apartments entstehen. „Eine wesentliche Herausforderung war: Wie können wir die Größe im Rahmen halten? Dazu war es notwendig, die Wohnungen möglichst divers zu gestalten“, sagt Frank Provoost. „Daher fiel die Wahl auf eine Kombination aus drei Hochhäusern und zwei niedrigeren Galeriegebäuden.“ Die Blöcke A, B und C wurden als klassische Hochhäuser mit 3 x 34 Apartments (4 bis 5 pro Stockwerk) und einem zentralen Kern geplant. Die niedrigeren Galeriegebäude E, D und F sind über die offenen Galerien an der Rückseite zugänglich. Die Hochhäuser haben (einschließlich Untergeschoss) neun Bauebenen, die Galeriegebäude maximal fünf. Jedes Apartment hat eine kleine Außenterrasse.  

 

Fassadenstein Flemming
Mehr Grün und Erlebnis für Paspoel Anders

Landschaftszimmer

Der Raum, der die bestehenden Gebäude umgab, wurde kaum genutzt und hatte keine Identität. Durch das Konzept der Bauvolumen wurden unterschiedliche Landschaftsräume, Zonen mit jeweils eigenem Charakter, geschaffen und voneinander abgegrenzt. „Die Freifläche entstand auf ausdrücklichen Wunsch von Woonzo; dort hatte man vorgesehen, dass das Erlebnis rund um das Neubauprojekt nicht auf die Bewohner vor Ort beschränkt sein sollte, sondern auch die Wohnungen in der Nachbarschaft einbezogen werden sollten. Das war auch der Grund, warum der fragliche Platz nicht an zentraler Stelle, sondern asymmetrisch ins Projekt eingeplant wurde“, erklärt der Architekt. „Eine weitere Zone war eine neue Straße, die mitten durch das Projekt verläuft und es mit bereits vorhandenen Wegen und angrenzenden Straßen verbindet. So entsteht eine Struktur, die für Kontinuität sorgt. Wir sorgen dafür, dass die Anwohner nach Möglichkeit durch das Projekt gehen können und nicht um das Projekt herumgeleitet werden. Diese öffentliche Straße wird vom Bauherr Woonzo angelegt und finanziert, für den Betrieb und die Instandhaltung ist die Stadt Tongeren verantwortlich. Eine weitere Frage, mit der sich der Bauherr befassen musste, war, dass alle Mieter bzw. Bewohner während der gesamten Bauarbeiten vor Ort wohnen bleiben und zusammen mit ihren vorhandenen Nachbarn den Neubau beziehen konnten.  

Optimale Nutzung des öffentlichen Rums

Weitere grüne Zonen am Standort Paspoel sind u.a. ein Obstgarten, ein Spielplatz, ein Gemüsegarten, ein Gelände für Problemjugendliche (mit u.a. einem Fußballfeld und Straßenmobiliar) sowie ein Aufenthaltsraum für Senioren mit Sitzbänken und Grün. „Wir waren verpflichtet, im gestörten Bereich – d.h. innerhalb der Grenzen der bestehenden Bebauung – zu bleiben. Das war eine direkte Folge der archäologischen Ausgrabungen, die dem vorigen Bauprojekt aus den achtziger Jahren vorausgingen“, berichtet der Architekt.

Die Entscheidung zugunsten des Fassadensteins Flemming ermöglichte einen spielerischen Umgang mit großen Volumen. Durch den Dünnbettmörtel entsteht eine sehr dünne Fuge, was dem Ziegel ein schlankeres Aussehen verleiht.

Frank Provoost, Seniorarchitekt
S333 Architecture + URBANISM

Dunkler Fassadenstein und heller Putz

Bei den Fassadenmaterialien entschieden sich der Bauherr und die Architekten dafür, alle Fassaden, die zur Straße oder zum Platz weisen, mit einem braun-schwarzen, nuancierten Fassadenstein zu verkleiden – parallel zu den benachbarten Wohnhäusern. Bei den an die Gärten grenzenden Galeriegebäuden sorgt ein hellerer Putz für den nötigen Kontrast. Mit dem braun-schwarzen, nuancierten „Flemming“ von Vandersanden fiel die Wahl auf einen Fassadenstein mit Textur und zeitlosem CHarakter. Dieser Wasserstrich-Fassadenstein eignet sich perfekt dafür, kleinteilige Fassaden zu erschaffen. Durch den rauen Charakter entstehen kleine Farbnuancen. Dieser Stein hat eine Höhe von nur 5 cm, was angesichts der großen Volumen einen spielerischen Umgang ermöglichte. Zum Beispiel steht der Ziegel an bestimmten Fassadenflächen mehrere Zentimeter von den anderen Flächen ab. Es wurde ein Dünnbettmörtel verwendet. Die sehr dünne Fuge verleiht dem Ziegel ein schlankeres Aussehen.

„Die Galerien sind aus verzinktem Stahl hergestellt, der eine relativ neutrale Farbe hat und einen Kontrast zum hellen Putz bildet. Die Böden sind mit Massaranduba FSC, einer pflegeleichten Tropenholzsorte, verkleidet, die im Laufe der Zeit eine hellgraue Farbe annimmt“, erklärt Frank Provoost.  

Fast wie Wohnen auf einer Baustelle

Für das Londoner Architektenbüro war Paspoel Anders das erste Projekt auf belgischem Boden. „Auch wenn der Bauherr Woonzo sich um eine sorgfältige Vorbereitung und Kommunikation mit den Bewohnern gekümmert hat, bleibt die Planung eines solchen Projekts eine große Herausforderung. Insbesondere in der ersten Phase, in der u.a. das niedrige Gebäude und die Tiefgarage in nur 1 Meter Abstand zu den noch bewohnten Häusern gebaut werden sollten. Mehrphasiges Bauen ist ohnehin ein interessanter Lernprozess für alle Beteiligten“, bestätigt der Architekt.  

Planung

Im Erdgeschoss des Hochhauses, das in Phase 1 erbaut wurde, hatten die Architekten außerdem ein Nachbarschaftszentrum eingeplant, das es am alten Paspoel-Standort noch nicht gegeben hatte. Dieses Zentrum entstand an einem Ort, der an den neuen Platz anschließt. Das ganze Architekturprojekt sorgte für mehr und bessere Kontakte zwischen den Bewohnern, obwohl es eine gute Mischung aus jungen und nicht mehr so jungen Bewohnern gibt.

Mittlerweile ist die Übergabe und Inbetriebnahme von Phase 1 – der Bau eines Hochhauses und eines niedrigen Gebäudes zwischen den bestehenden Wohnblöcken, die insgesamt 71 Apartments beherbergen – abgeschlossen. Im Oktober begannen die Bauarbeiten der zweiten, kleineren Phase: ein Hochhaus in Kombination mit der Verlängerung des Galeriegebäudes, die insgesamt 38 Apartments umfassen. Phase 3 (2020-2021) wird wieder größer und umfasst 61 Apartments. In der letzten Phase kommen 22 weitere Apartments hinzu.

 

Quelle: Philip Declercq für Dimension

Dunkler Fassadenstein und heller Putz

Projektdaten

  • Projekt - Wohnung
  • Ort - Tongeren
  • Architekt - S333 Architecture & Urbanism 
  • Bauunternehmer - Strabag nv Genk - strabag.be
  • Baujahr - 2016

Verwendete Fassadensteine

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